Wenn ein Kind kritisiert wird, lernt es, zu verurteilen.
Wenn ein Kind angefeindet wird, lernt es, zu kämpfen.
Wenn ein Kind verspottet wird, lernt es, schüchtern zu sein.
Wenn ein Kind beschämt wird, lernt es, sich schuldig zu fühlen.
Wenn ein Kind verstanden und toleriert wird, lernt es, geduldig zu sein.
Wenn ein Kind ermutigt wird, lernt es, sich selbst zu schätzen.
Wenn ein Kind gerecht behandelt wird, lernt es, gerecht zu sein.
Wenn ein Kind geborgen leben darf, lernt es, sich selbst zu mögen.
Wenn ein Kind in Freundschaft angenommen wird, lernt es, in der Welt Liebe zu finden!
(In: S. Stöcklin-Meier. Was im Leben wirklich zählt)
Seit über 30 Jahren beschäftige ich mich mit Kindern – zunächst als Lehrerin mit meinen Schulkindern, später in der Einzelberatung mit Kindern und Jugendlichen und seit mehr als 20 Jahren auch als Mutter mit meinen eigenen Kindern.
Die Begegnungen mit so vielen unterschiedlichen Menschen, jeder in seiner Art einzigartig und unverwechselbar, waren für mich bereichernd, beglückend, herausfordernd und überaus lehrreich. Ganz bestimmt waren mir die vielen Erfahrungen mit jungen Menschen Motivation, mich näher mit jenem Abschnitt des menschlichen Seins zu beschäftigen, der uns alle am meisten prägt und in vielerlei Hinsicht die Weichen für unser zukünftiges Leben stellt – der Kindheit.
Wir Menschen sind soziale Wesen, das heißt, wir leben in Gruppen; wir sind angewiesen auf andere Menschen und könnten alleine nicht überleben. Ohne eine Person, die sich um uns annimmt und für uns sorgt, wären wir als Säuglinge nicht überlebensfähig. Das Bedürfnis nach Bindung und Zugehörigkeit, nach Lieben und Geliebtwerden ist demnach ein existenzielles menschliches Grundbedürfnis.
Die Mutterbindung
Die grundlegende Bindungsform bei uns Menschen ist die Mutterbindung. Sie ist die erste und wichtigste Bindung und prägt das weitere Leben jedes Menschen. Natürlich ist auch die Bindung zu seinem Vater für die seelische Entwicklung eines Kindes und damit für sein weiteres Leben von großer Bedeutung. Aufgrund der besonderen biologischen Gegebenheiten ist die Mutterbindung jedoch für jeden Menschen einzigartig und mit keiner anderen Bindung vergleichbar. Man nimmt heute an, dass sich die Bindung zwischen Mutter und Kind bereits vor der Geburt entwickelt. Bereits im Mutterleib nimmt das Ungeborene seine Mutter als einzigartig und unverwechselbar wahr. Es reagiert auf ihre Bewegungen, Berührungen, Herztöne, Stimme etc. - ebenso, wie auf ihre Gedanken und Gefühle. Ein wesentlicher Aspekt von Bindung besteht im Austausch von Gefühlen. Von Anfang an befinden sich Mutter und Kind in einem ständigen emotionalen Austauschprozess: Alles was die Mutter fühlt, fühlt auch das Kind. Das Kind übernimmt die Gefühle der Mutter, sie bilden für es die Grundlage seiner eigenen Gefühlswelt.
Weil Mutter und Kind von Beginn an eine seelisch-emotionale Einheit bilden, ist klar, dass es dem Kind umso besser geht, je besser es seiner Mutter geht. Oder anders ausgedrückt: Alles was die Mutter belastet oder was ihr fehlt, belastet oder fehlt auch ihrem Kind. Häufig sind Mütter großen Belastungen und Stresssituationen ausgesetzt, z.B. durch mangelnde Unterstützung, mangelnde Wertschätzung, Probleme mit dem Partner, Konflikte, finanzielle Sorgen,…bis hin zu eigenen nicht bewältigten seelischen Verletzungen. All diese belastenden Gefühle nimmt das Kind mit seinen extrem feinen Sensoren wahr – es ist ja auf die Mutter angewiesen – und bringt sie durch die ihm möglichen Verhaltensweisen zum Ausdruck (Weinen, Schreien, Aggression, Ängstlichkeit,…). Durch sein Verhalten weist ein Kind also möglicherweise unbewusst auf einen bislang noch nicht gelösten seelischen Konflikt seiner Eltern hin.
Wir können davon ausgehen, dass Kinder immer Lasten der Eltern mittragen. Und da Eltern ebenfalls wiederum an die eigenen Eltern gebunden sind, setzen sich diese unsichtbaren Bindungen über Generationen hinweg fort. So ist auch verständlich, dass Kinder oftmals Gefühle, für die man keine rationalen Gründe findet (z.B. Trauer, Ängste), von ihren Eltern oder von Personen früherer Generationen „übernehmen“ oder durch ihr Verhalten unbewusst auf Ungeklärtes im Familiensystem hinweisen.
Wir sind Teil eines größeren Ganzen, das uns birgt und trägt.
(L. Reddemann)
Neben diesen systemischen Ursachen gibt es natürlich noch viele weitere Gründe, warum sich Kinder belastet fühlen. Auch wenn Eltern das Beste für ihr Kind wollen, so legt sich doch manchmal ein Schatten auf die kindliche Seele und weil insbesondere kleinere Kinder ihre emotionale Belastung nicht in Worte fassen können, zeigen sie dies durch ihr Verhalten:
Für ältere Kinder und Jugendliche ist sehr oft das Thema „Schule“ eine große Herausforderung: Leistungsdruck, hohe Anforderungen an sich selbst, mangelnde Stressbewältigungskompetenz, manchmal sogar Mobbing usw. treiben sie immer weiter in eine Negativspirale aus Angst, Hilflosigkeit und Selbstzweifel. Wir wissen heute, dass Stress das Denken blockiert und so ist es kein Wunder, dass Kinder und Jugendliche unter anhaltenden emotionalen Belastungen Lern- bzw. Leistungsblockaden entwickeln. Oft beherrschen sie den Lernstoff im entspannten Zustand zuhause perfekt – in der Prüfungssituation sind ihre geistigen Fähigkeiten jedoch „blockiert“ und sie können die erforderliche Leistung nicht erbringen.
In der Beratung gehen wir den Ursachen auf den Grund und lösen behutsam die stressbedingten Blockaden. Es ist immer wieder beglückend, zu erleben, wie entschlossen junge Menschen bereit sind, sich aus der Krise herauszuarbeiten und welche seelischen Kräfte sie entwickeln, indem sie:
Deine Visionen werden klarer, wenn du in dein eigenes Herz schaust.
Wer nach außen schaut, träumt, wer nach innen blickt, erwacht.
(C. G. Jung)
Preise für Psychologische Beratung:
Erwachsene: | € 70,- |
Kinder und Jugendliche: | € 60,- |